Die drei Kreisläufe des Kapitals und ihre realen Unterschiede

Überlegungen zum II. Band des „Kapitals" von Karl Marx

von Alexander von Pechmann
März 2016

Einleitung

Im I. Band des „Kapitals“ hat Marx den Produktionsprozess des Kapitals dargestellt; im II. Band untersucht er die Zirkulation des Kapitals und die daraus entstehenden Unterschiede und Bestimmungen. Er beginnt seine Darstellung mit dem Kreislauf des Kapitals in seinen drei unterschiedlichen Gestalten: dem Geld-, dem produktiven und dem Warenkapital. Marx schließt daraus, dass das Kapital selbst kein fixes Ding oder Verhältnis ist, sondern sich ständig aus der einen Gestalt in die andere verwandelt: aus Geld (G) in die Produktionsfaktoren (P); aus diesen in die Gestalt der Ware (W) und aus dieser erneut in die Geldgestalt (G). Marx’ Formel dafür ist: G – W ... P ... W’ – G’. Das Kapital bildet so die Einheit von Produktion und Zirkulation; und die Verwandlungen aus dem einen Stadium in ein anderes nennt Marx die „Metamorphosen des Kapitals“.

Der wesentliche Gesichtspunkt dieser Darstellung ist, dass nun nicht mehr, wie im I. Band, der Ursprung der Kapitalbildung im Produktionsprozess im Zentrum steht, sondern dass die Produktion nur eine der Phasen oder Metamorphosen bildet, die das Kapital in seinem Kreislauf annimmt. Zwar unterscheidet Marx die „reale Metamorphose des Kapitals“ im Produktionsprozess von den „formellen Metamorphosen der Zirkulation“ (56)[1][1], aber sie sind allesamt Stadien, die das Kapital in seinem Kreislauf annimmt.

Auch wenn also das Kapital nur in diesem sich ständig wiederholenden Kreislauf existiert, so unterscheidet Marx dennoch drei verschiedene Arten des Kreislaufs: des Geldkapitals, des produktiven Kapitals sowie des Warenkapitals. Diese drei Kreisläufe werden im ersten Abschnitt des II. Bandes ausführlich hinsichtlich ihrer Eigenart analysiert, da sie sich in ihrem Anfang, Verlauf und Ende unterscheiden. So beginnt und beendet das Geldkapital seinen Kreislauf in der Gestalt des Geldes (G ... G’), das produktive Kapital in der der Produktionsfaktoren (P ... P) und das Warenkapital in der Gestalt der Ware (W’ ... W’). Abschließend und zusammenfassend beschreibt Marx die Eigenart dieser drei Kreisläufe jedoch als einen nur formellen Unterschied. Denn da jeder dieser Kreisläufe die anderen voraussetzt und einbezieht, „stellt sich der ganze Unterschied als ein bloß formeller dar, oder auch als ein bloß subjektiver, für den Betrachter bestehender Unterschied“ (105).

Wie die Edition der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA) zeigt, hat sich Marx äußerst detailliert und in mehreren Anläufen mit diesen Kapitalkreisläufen befasst, ohne dabei allerdings zu einem abschließenden Resultat gekommen zu sein[2][2]. Angesichts dieser intensiven Beschäftigung stellt sich zwangsläufig die Frage, warum Marx die drei Kreisläufe des Kapitals zuerst so detailliert verfolgt hat, um abschließend zu erklären, ihre Unterschiede seien nur formell und subjektiv. Es bleibt daher offen, worin denn, bei allen formellen Unterschieden der drei Kreisläufe, ihre reale und objektive Differenz besteht.

Im folgenden Beitrag wird der Versuch unternommen, die Unterschiede dieser drei Arten des Kapitalkreislaufs als reale Unterschiede aufzufassen. So gesehen ist es zwar richtig, dass die Bewegung des einen Kreislaufs die anderen in der genannten Weise voraussetzt bzw. einbegreift; aber sie sind inhaltlich oder objektiv durch den Zweck unterschieden, dem der jeweilige Kreislauf folgt.[3][3] Im Fall des Geldkapitals ist dieser Zweck die Verwertung des Werts (G ... G’); im Fall des produktiven hingegen ist er die Wiederherstellung des vernutzten produktiven Kapitals (P ... P); und im Fall des Warenkapitals ist er die Erneuerung der konsumierten Waren (W’ ... W’)[4][4]. Abstrahiert man von diesem Zweck der jeweiligen Bewegung, so bleibt in der Tat der nur formelle, d.h. verschwindende Unterschied, und die Setzung eines Anfangs im steten Kreislauf des Kapitals erscheint so subjektiv und willkürlich wie der Schnitt durch einen geometrischen Kreis.

Hält man jedoch an den unterschiedlichen Zwecken der Kreisläufe fest, so erkennt man, dass die Zirkulation des Kapitals in seinen Metamorphosen zugleich drei ganz verschiedene Funktionen oder Aufgaben erfüllt: innerhalb dieses Kreislaufs hat sich erstens der vorgeschossene Kapitalwert zu verwerten (G ... G’); zweitens müssen in und durch diesen Kreislauf die sachlichen Bedingungen der Produktion wiederhergestellt werden (P ... P); und drittens muss die konsumierte Warenmasse durch diesen Kreislauf erneuert werden (W’ ... W’). Dabei zeigt sich, dass nur der erste Kreislauf, der des Geldkapitals, das Spezifische der kapitalistischen Produktionsweise zum Inhalt hat, die Verwertung des vorgeschossenen Werts oder, wie Marx sagt, „das Geldmachen“ (62); dass jedoch die beiden anderen Funktionen, die Reproduktion sowohl der Produktionsbedingungen als auch der Produkte, für jede Produktionsweise gelten, dass sie allerdings als Momente der Kapitalzirkulation ihre spezifisch kapitalistische Form erhalten.

Es wird im Folgenden also darum gehen, zu zeigen, dass jeder der drei Kreisläufe seiner je eigenen inneren ‚Logik’ folgt, dass diese realen Unterschiede der Kapitalzirkulation unterschiedliche Probleme, Aporien und Krisenphänomene beinhalten, und dass sie schließlich verschiedene Sichtweisen und Auffassungen dessen begründen, was man unter „kapitalistischer Produktionsweise“ versteht.

I. Der Kreislauf des Geldkapitals

1. Das „Geldmachen“ als Zweck der Bewegung

Den Kreislauf des Geldkapitals in den unterschiedlichen Stadien seiner Metamorphose versteht Marx zunächst als eine Zusammenfassung dessen, was im I. Band, dem „Produktionsprozess des Kapitals“, ausführlich und Schritt für Schritt entwickelt wurde: eine Geldsumme (G) wird dadurch Kapital, dass sie in spezifischer Weise verausgabt wird, zum Kauf der Arbeitskraft (Ak) einerseits und der Produktionsmittel (Pm) andererseits. Das Kapital verwertet sich, indem es sich im Produktionsprozess (P) den durch die Mehrarbeit geschaffenen Mehrwert (m) aneignet, wodurch der Arbeits- zum kapitalistischen Verwertungsprozess wird. Das Kapital realisiert sich schließlich, indem das ‚Mehrwert geschwängerte’ Arbeitsprodukt als Ware (W’) verkauft und damit der in ihr enthaltene Wert in Geld (G’) verwandelt wird.

Was allerdings im I. Band Schritt für Schritt entwickelt wurde, ist nun, am Beginn des II. Bandes, als ein Ganzes vorhanden, so dass jeder einzelne Schritt als ein Durchgangsstadium des Kreislaufs des Kapitals erscheint, in dem jede Phase auf die anderen verweist und sie voraussetzt. Während der erste Band beschrieben hat, wie und wodurch das Kapital entsteht, existiert es nun als prozessierende Einheit in seinen Metamorphosen. Diesen Kreislauf beschreibt Marx mit der Formel: G – W ... P ... W’ – G’ – etc.

Ohne den Stadien und Metamorphosen im Einzelnen nachzugehen: Marx sieht das Eigentümliche dieses Kreislaufs gegenüber den beiden anderen darin, dass

1. in der Zirkulationsform G ... G’ „das Geldmachen“ als treibendes Motiv der kapitalistischen Produktion am handgreiflichsten wird, weil sowohl der Ausgangs- als auch Schlusspunkt der Bewegung das wirkliche Geld ist;

2. der Produktionsprozess „formell und ausdrücklich als das [erscheint], was er in der kapitalistischen Produktionsweise ist, als bloßes Mittel zur Verwertung des vorgeschossnen Werts“ (63);

3. in G ... G’ die Verwertung des Werts im Geld als der selbständigen Wertform ausgedrückt ist, dass daher „das Geldkapital als Geld heckendes Geld“ (63) erscheint. Hier wird die „Erzeugung von Mehr durch den Wert ... nicht nur als Alpha und Omega des Prozesses ausgedrückt, sondern ausdrücklich in der blinkenden Geldgestalt“ (63).

Das Charakteristische des Kreislaufs in dieser Form ist also, dass Zweck und Motiv der Kapitalbewegung die Vermehrung des Werts ist, und folglich der Produktionsprozess nicht nur als Moment des Kreislaufs, sondern ausdrücklich als bloßes Mittel, als „notwendiges Übel zum Behuf des Geldmachens“ (62), erscheint. Zugleich jedoch – und dies ist im Weiteren von entscheidender Bedeutung – existiert die Realisierung des Zwecks im Geld als der allgemeinen Wertform, in der die Spuren seiner Vermittlung, seiner Herkunft aus dem Produktionsprozess, ausgelöscht sind. Die Vermehrung des Werts erscheint daher im Geldkapital als eine dem Geld immanente Qualität.

2. Kreisläufe jenseits der Produktion

Hält man sich diese Eigenarten des Kreislaufs des Geldkapitals vor Augen, so kann es nicht überraschen, wenn es in der Realität Routinen gibt mitsamt den sie reflektierenden Theorien, die das „Geldmachen“ als Zweck der Bewegung auch ohne das „notwendige Übel“, also außerhalb und jenseits der Produktion vollziehen. Marx selbst führt als Beispiel einer solchen Praxis das Merkantilsystem (66) an, das, der ‚Logik’ des Geldkapitals folgend, den Sinn und Zweck ökonomischen Handelns in der Vermehrung des Reichtums in Gestalt des Geldes sieht, für das aber die Quelle dieses Mehr nicht die Produktion, sondern die Zirkulation bzw. der Warenhandel ist. Es betrachtet daher eine Nation umso reicher, je mehr sie Waren exportiert (W – G) als sie Waren importiert (G – W). Zwar bildet in diesem System die Produktion der Waren ein durchaus notwendiges Element; aber die Vermehrung des Werts entspringt hier nicht der Produktions-, sondern der Zirkulationssphäre, dem „mehr verkaufen als kaufen“. Die Bewegung des Geldkapitals (G ... G’) stellt sich hier als Wertdifferenz dar zwischen den zwei Akten der Zirkulation, dem Kauf und dem Verkauf: G – W < W – G.

Auch wenn diese merkantilistische Bereicherungspraxis, die im 17. und 18. Jahrhunderts die politische Ökonomie dominierte, auch heute noch ihre volkswirtschaftlichen Vertreter findet, so existiert mit den „Finanzmärkten“ eine Form des „Geldmachens“, die sich jenseits sowohl des „Übels“ der Produktion als auch des Warenhandels vollzieht. Hier erscheint die Kapitalbewegung tatsächlich in Gestalt des „Geld heckenden Geldes“ und damit als eine dem Geld immanente Qualität. Diese Form des Geldkapitals hat Marx jedoch aus systematischen Gründen am Beginn des II. Bandes nicht behandelt, weil sie, wie er schreibt, Verhältnisse voraussetzt, „die hier noch nicht entwickelt sind“ (89). Hier besitze das G’, mit dem der Kreislauf endet, zwar „die Eigenschaft ..., sich zu verwerten, mehr Wert zu hecken als er selbst hat“ (50). Aber, fährt Marx fort: „Der Kreislauf des Geldkapitals kann nie mit G’ beginnen (obgleich G’ jetzt als G fungiert), sondern nur mit G; d.h. nie Ausdruck des Kapitalverhältnisses, sondern nur als Vorschussform des Kapitalwerts“ (51; Hervorh. A.v.P.). Damit ist gesagt: In der bloßen Geldgestalt kann das Kapital sich nicht verwerten; es muss vorgeschossen bzw. investiert werden und sich in die Gestalt der Produktionsfaktoren, der Arbeitskraft (Ak) und Produktionsmittel (Pm), verwandeln.

Nun geht Marx jedoch an anderer Stelle, im III. Band des „Kapitals“, darauf ein, dass das Kapital durchaus als G’ seinen Kreislauf beginnt. „Wir haben hier G – G’, Geld, das mehr Geld erzeugt, sich selbst verwertender Wert, ohne den Prozess, der die beiden Extreme vermittelt“ (MEW 25, 404). Er nennt diese Existenzweise das zinstragende Kapital, dessen Qualität es sei, dass in ihm tatsächlich alle Vermittlung mit der Warenproduktion und -zirkulation verschwunden ist. In dieser Form beginnt das Geldkapital seine Bewegung nicht damit, dass es vorgeschossen wird und sich in die Warenform verwandelt, sondern dass es verliehen, d.h. als Kredit vergeben wird. Es existiert daher in Gestalt von zinstragenden Papieren, in Hypotheken, Pfandbriefen oder anderen Arten von Versprechen künftiger Zahlung. Diese Papiere können nun ihrerseits, wie wir mittlerweile wissen, zu Derivaten zusammengepackt werden usw. Hier hat die Bewegung des Geldkapitals, wie sie sich in Kauf und Verkauf auf den Finanzmärkten vollzieht, die reine Form des „Geld heckenden Geldes“.

Marx nennt diese Existenzweise des Kapitals zwar dessen äußerlichste und begriffsloseste Form, weil in seiner Bewegung jede Vermittlung mit der gesellschaftlichen Produktion und Zirkulation verschwunden ist. Sieht man jedoch auf die oben genannten Eigenarten des Kreislaufs des Geldkapitals, das „Geldmachen“ als Zweck der Bewegung und die Geldgestalt, in der sie ausgedrückt ist, so lässt sich diese Existenzweise durchaus umgekehrt als Inbegriff des Kapitals bezeichnen, weil in der Gestalt dieser zinstragenden Papiere das Kapital tatsächlich als sich selbst verwertender Wert existiert.[5][5] Hier hat der Wert sein Maß nicht an der Arbeitszeit, die in ihm ‚geronnen’ ist, sondern an den Erwartungen künftigen Profits.

Dass Marx dies offenbar auch vor Augen stand, zeigt seine Anmerkung, dass „alle Nationen kapitalistischer Produktionsweise ... periodisch von einem Schwindel ergriffen [werden], worin sie ohne Vermittlung des Produktionsprozesses das Geldmachen vollziehen wollen.“ (62) Wie die tägliche Praxis freilich beweist, wollen sie es nicht nur, sie tun es auch[6][6]. Dass diese Nationen allerdings, ebenso periodisch, aus diesem Schwindel erwachen und ihre Erwartungen und Hoffnungen in Nichts zerfallen, beweist in unserem Zusammenhang nur, dass diese Art des Geldkapitalkreislaufs jenseits der Produktion eine nur relativ selbständige Existenzweise besitzt; dass in und mit den Finanzkrisen die von Marx beschriebene Einheit von Produktion und Zirkulation des Kapitalkreislaufs wiederhergestellt wird.

Wenn wir also in die Darstellung des Kreislauf des Geldkapitals diejenige Existenzweisen hinzufügen, in denen sich der Wert – gemäß der inneren ‚Logik’ dieses Kreislaufs – jenseits der Produktion vermehrt, so lässt sich mit Marx’ eigenen Mitteln verständlich machen, warum seine Lehre von der Arbeit als Quelle des Werts und Mehrwerts vielen Beobachtern des Geschehens als restriktiv und unplausibel erscheint. Denn wenn das Geldkapital diejenige Kapitalform ist, in der das „Geldmachen“ Zweck und Motiv der Bewegung und zugleich alle Vermittlung und Verwandlung verschwunden ist, dann muss es als umständlich erscheinen, Geld erst zu investieren, um es zu vermehren, und zudem als unverständlich, den Wert des Geldes an der in ihm angehäuften Arbeit zu messen.[7][7] Platzt dann die Blase und werden in Zeiten der Krise die aufgetürmten Werte vernichtet, besinnt man sich des Zusammenhangs von Geld und Produktion, und manche fragen: „Hatte Marx doch recht?“ – bis zum nächsten Ergreifen des „Schwindels“.

3. Zur Kritik der kapitalistischen Produktionsweise

Der Logik des Geldkapitals sind allerdings nicht nur die Finanzmärkte und ihre Theoretiker gefolgt, sondern auch Kritiker der kapitalistischen Produktionsweise. Eine Form der Kritik war und ist, den beschriebenen Zweck des Geldkapitals, das „Geldmachen“, in ethisch-moralischer Hinsicht als verwerflich oder maßlos zu diskreditieren. Die Profitgier bzw. die Bereicherungssucht wird im Rahmen dieser Kritik als das wesentliche und treibende Motiv entweder der sog. Finanzindustrie im engeren Sinne oder des Kapitalismus im weiteren Sinne angesehen[8][8]. Aber damit werden, wie wir sehen werden, zugleich andere Funktionen der kapitalistischen Produktionsweise, die Marx beschreibt, außer Acht gelassen, und der sog. „Kapitalismus“ wird mit dem System der Bereicherung identifiziert.

Wichtiger in unserem Zusammenhang erscheint uns jedoch die Art der Kritik, die der Marxschen Darstellung des Kreislaufs des Geldkapitals folgt. Nach ihr ist der Zweck der Bewegung, die Vermehrung des Werts, nicht unmittelbar zu realisieren, sondern nur dadurch, dass das Kapital sich aus der Geldform in produktives Kapital, in Arbeitskraft und Produktionsmittel, verwandelt, da der Mehrwert allein im Produktionsprozess entsteht. Damit aber ist der Mehrwert nichts anderes als die Aneignung unbezahlter Mehrarbeit; und die Wertvermehrung des Kapitals geschieht durch die Ausbeutung der Arbeit. Dies, die Bereicherung als Zweck durch das Mittel der Exploitation der Arbeit im Produktionsprozess, sei der Kern und das Wesen der kapitalistischen Produktionsweise. Und diesen Zusammenhang von Zweck und Mittel beschreibt exakt die Marxsche Formel für das Geldkapital: G – W ... P ... W’ – G’.

Mit dieser Art der Kritik der kapitalistischen Produktionsweise stellt sich allerdings zwangsläufig die Frage, warum die Arbeiterklasse, die allein den Wert und Mehrwert erzeugt, sich ausbeuten lässt; warum sie in und durch ihre Arbeit diejenigen Verhältnisse produziert und reproduziert, die die stete Aneignung des Mehrwerts durch das Kapital und damit den Kreislauf des Geldkapitals ermöglicht und gewährleistet. Diese Frage hat im vergangenen Jahrhundert bekanntlich eine Vielzahl von ideologiekritischen Untersuchungen veranlasst, die die Macht der herrschenden Verhältnisse oder den Einfluss von Deutungsmustern der herrschenden Klasse auf das Bewusstsein der Arbeiter zum Gegenstand hatten. Sie hat zudem Studien initiiert, die das Faktum der ständigen Ausbeutung mit sozialpsychologischen Mitteln durch Mechanismen der Anpassung und Selbstentfremdung erklärt haben.[9][9] Damit wurde jedoch das ökonomische Faktum, die Existenz und Fortdauer der kapitalistischen Produktionsweise, durch die außerökonomischen Faktoren des Bewusstseins und der Psyche erklärt.

Statt diese Erklärungsmuster hier weiterzuverfolgen, erscheint es sinnvoller, sich Marx’ Beschreibung der anderen Kreisläufe des Kapitals zuzuwenden, die andere Funktionen des Kapitalkreislaufs ins Zentrum rückt.

II. Der Kreislauf des produktiven Kapitals

1. Die Reproduktion des produktiven Kapitals

Im Unterschied zum Geldkapital beginnt der Kreislauf des produktiven Kapitals nicht mit dem Geld als abstrakt-allgemeiner Form des Wertes, sondern mit der stofflich-konkreten Gestalt der Produktionsfaktoren, der Arbeitskraft (Ak) als der subjektiven Fähigkeit zu arbeiten und den Produktionsmitteln (Pm) als gegenständlichem Ensemble aus Rohmaterial und Arbeitsmitteln, das der jeweilige Produktionsprozess erfordert. Sie stellen für Marx deshalb produktives Kapital dar, weil zum einen die Arbeitskräfte die Form der Ware haben, die vom Kapitalisten gegen Lohn für die Arbeiter gekauft sind, und weil zum anderen die Produktionselemente in einer Art und in einem Ausmaß vorhanden sind, dass der Arbeits- zugleich Verwertungsprozess ist.[10][10]

Da nun aber die Funktion des produktiven Kapitals darin besteht, im Produktionsprozess angewandt zu werden, mit der Herstellung des Produkte jedoch zugleich die Produktionselemente verzehrt – Marx sagt: produktiv konsumiert – werden, besteht der darauf folgende Kreislauf des produktiven Kapitals darin, mittels der Zirkulationssphäre, d.h. des Verkaufs der Produkte als Waren (W’ – G’) und dem erneuten Kauf der Produktionselemente (G – W) das Kapital in seiner anfänglichen produktiven Gestalt wiederherzustellen. Der Abschluss dieser Metamorphosen ist also die Erneuerung des produktiven Kapitals, das erneut in der Produktion konsumiert wird usw.

Nun geht es Marx in seiner Darstellung darum, den kapitalistischen Charakter dieses Kreislaufs herauszuarbeiten. Dies ändert jedoch zunächst nichts daran, dass Inhalt und Zweck dieser Bewegung nicht das „Geldmachen“ wie im Fall des Geldkapitals, sondern die Erneuerung derjenigen Produktionsbedingungen ist, die im Produktionsprozess verzehrt wurden. Der Zweck der Bewegung entspringt hier also der einfachen Tatsache, dass die Menschen, um zu leben, produzieren müssen, dass aber in der Produktion zugleich die Bedingungen der Produktion verbraucht und deshalb ständig erneuert werden müssen. Daher erfordert jeder Produktions- seinen Reproduktionsprozess. In seiner einfachsten Form folgt der Kreislauf des produktiven Kapitals also der simplen Dialektik der Negation der Negation, der Wiederherstellung des Negierten.

Marx’ Darstellung des Kreislaufs ist freilich nicht die dieser einfachen Tatsache, sondern derjenigen Form, in der diese Reproduktion sich innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise vollzieht. In ihr wird zum einen nur dann produziert, wenn im Produktionsprozess zugleich ein Mehrwert entsteht; und zum anderen vollzieht sich die Erneuerung der Produktionsbedingungen über den Markt: das Mehrprodukt als Ware (W’) verwandelt sich im Verkauf in die Geldform (G’), um sich daraufhin, auf derselben oder höherer Stufenleiter, in die Produktionselemente Ak und Pm zurückzuwandeln. Die Formel des Kreislaufs des produktiven Kapitals ist daher: P ... W’ – G’ – W … P.

Betrachten wir diesen Kreislauf näher, so ist, wie gesagt, sein Zweck nicht das „Geldmachen“, sondern die Wiederherstellung der verbrauchten Produktionsfaktoren; und anders als im Kreislauf des Geldkapitals schließt der Kreislauf nicht mit der Geldform, dem G’, ab. Vielmehr bildet die Zirkulation und mit ihr das Geld die Mitte und das Zentrum, das die Reproduktion des produktiven Kapitals vermittelt. Daraus aber folgt, dass die Metamorphosen des produktiven Kapitals (W’ – G’ – W) zugleich Teil der gesamtgesellschaftlichen Warenzirkulation (W – G – W) sind. In der ersten Metamorphose müssen sich die produzierten Waren in der Verwandlung des Waren- in Geldkapital (W’ – G’) als gesellschaftlich nützliche Gebrauchswerte erweisen, den Waren muss also der „Salto mortale“ (MEW 13, 71) in die Geldform gelingen. In der zweiten Metamorphose bildet die Rückverwandlung des Geld- in produktives Kapital (G – W) zum einen in Gestalt des Lohnes dasjenige Einkommen, das der Arbeiterklasse mittels Warenkauf (G – W) die (Wieder-)Herstellung ihrer Arbeitskraft ermöglicht[11][11]; zum anderen verwandelt sie den Produzenten der Produktionsmittel deren Warenkapital in die Geldform (W’ – G’). Hier, auf dem Markt, verflechten sich also in Verkauf und Kauf die Kreisläufe unterschiedlicher individueller Kapitale mit der Reproduktion der Arbeiterklasse. Marx drückt diese Vermittlungen so aus, dass die Metamorphosen des produktiven Kapitals W’ – G’ und G – W, „der allgemeinen Form nach, der gewöhnlichen Warenzirkulation angehörige Reihen“ sind (73), so dass die Reproduktion der individuellen Kapitale Bestandteil der allgemeinen Warenzirkulation bzw. des gesamtgesellschaftlichen Stoffwechsels sind.[12][12].

2. Stockungen des Kreislaufs

Nehmen wir in die Darstellung dieses Kreislaufs nun den Umstand hinzu, dass diese Metamorphosen in der Realität misslingen können, entweder weil die produzierte Warenmasse (W’) keine oder nicht genügend Käufer findet, oder weil die Verwandlung des Geld- in produktives Kapital, aus welchem Grund auch immer[13][13], nicht stattfindet, dann stockt der Kreislauf des produktiven Kapitals und damit die Wiederherstellung der Produktionselemente. Waren aus dem Bereich der Investitionsgüter werden nicht verkauft, bestehende Arbeitsplätze werden vernichtet; es entsteht Arbeitslosigkeit.

Zwar hat Marx diesen Umstand der Stockung aus seiner Analyse des produktiven Kapitals hier ausgeschlossen, da es ihm ja um den Kreislauf und dessen Stadien ging. Dennoch hat er auf die Möglichkeiten verwiesen, die den Kreislauf stocken und damit die Reproduktion des produktiven Kapitals misslingen lassen. Diese Unterbrechung kann einmal geschehen, wenn zwar der Verkauf der produzierten Waren, etwa an den Händler, erfolgt ist und sich damit das Kapital aus der Warenform W’ in die Geldform G’ verwandelt hat, die Zahlung der Waren jedoch noch aussteht. Es kann dann „die Produktion und mit ihr auch die individuelle Konsumtion des Kapitalisten wachsen, der ganze Reproduktionsprozess sich im blühendsten Zustand befinden und dennoch ein großer Teil der Waren nur scheinbar in die Konsumtion eingegangen sein, in Wirklichkeit aber unverkauft in den Händen von Wiederverkäufern lagern, tatsächlich sich also noch auf dem Markt befinden. Nun folgt Warenstrom auf Warenstrom, und es tritt endlich hervor, dass der frühere Strom nur scheinbar von der Konsumtion verschlungen ist. Die Warenkapitale machen sich wechselseitig den Platz streitig. Die Nachrückenden, um zu verkaufen, verkaufen unter Preis. Die bisherigen Ströme sind noch nicht flüssig gemacht, während die Zahlungstermine dafür fällig werden. Ihre Inhaber müssen sich insolvent erklären oder verkaufen zu jedem Preis, um zu zahlen. ... Dann bricht die Krise los...“ (81). Hier also bildet die Differenz zwischen aktuellem Kauf und künftiger Zahlung den Keim der Krise des Kreislaufprozesses, weil sich das angehäufte Warenkapital W’ schließlich nicht mehr in die Geldform G’ verwandelt.

Als zweite Möglichkeit der Stockung des Kreislaufs führt Marx, wenn auch nur beiläufig, die Dysfunktion des Geldkapitals an. Denn innerhalb des Kreislaufs des produktiven Kapitals hat das Geld die Funktion, einerseits den in der Warenform vorhandenen Mehrwert zu „vergolden“, andererseits, als Kaufmittel, die Produktionsfaktoren zu erneuern. Dieser „vergoldete Mehrwert“ verwandelt sich jedoch nicht sogleich in die Produktionsfaktoren, sondern verharrt im Geldzustand als Schatz. „Solange es aber im Schatzzustande verharrt,“ schreibt Marx, „fungiert es noch nicht als Geldkapital, ist noch brachliegendes Geldkapital“ (88).

In dieser Form nun kann es als Schatz oder als Guthaben bzw. Schuldforderungen existieren. Von den anderen Formen jedoch, die das Geld annehmen kann, schreibt Marx, dass sie „nicht hierher gehören“, da sie noch nicht entwickelt sind. In der Realität jedoch nehmen sie die „Gestalt von Geld heckendem Geld ..., z.B. als zinstragendes Depositum in einer Bank, in Wechseln oder Wertpapieren“ (89) an. In dieser Gestalt aber, schreibt Marx weiter, verrichtet der „in Geld realisierte Mehrwert ... besondere Kapitalfunktionen außerhalb des Kreislaufs des industriellen Kapitals, dem er entsprungen; Funktionen, die erstens mit jenem Kreislauf als solchem nichts zu tun haben, zweitens aber von den Funktionen des industriellen Kapitals unterschiedene Kapitalfunktionen unterstellen, die,“ wie er nochmals erwähnt, „hier noch nicht entwickelt sind“ (89: Hervorh. A.v.P.).

Marx hat auch hier aus systematischen Gründen die Formen des zinstragenden Kapitals ausgeblendet. Er hat dann aber, im III. Band des „Kapitals“ (V. Abschnitt), auf die zentrale Rolle der Banken verwiesen, die jenes brachliegende Geldkapital der Gesellschaft sammeln und es durch Kreditvergabe in zinstragendes Kapital verwandeln. In unserem Zusammenhang heißt das, dass das Geld im Kreislauf des produktiven Kapitals nicht nur die Funktion des Kaufmittels hat, dass es auch nicht nur die Funktion des latenten Geldkapitals besitzt, sondern dass es Funktionen annehmen kann, die sich außerhalb des Kreislaufs des produktiven Kapitals, dem es entsprungen ist, vollziehen. Mit diesen Funktionen des Geldes ist jedoch die Möglichkeit gegeben, dass der Kreislauf selbst Formen hervorbringt, die den Kreislauf stören, weil sie die Rückverwandlung des Geld- in produktives Kapital (G – W ... P) verhindern.

Da nun aber diese Verwandlung des Geld- in produktives Kapital zugleich in Form des Lohns das Einkommen ist, mittels dessen die Arbeiterklasse ihren Lebensunterhalt sichert, vernichten Stockungen dieser Verwandlung Arbeitsplätze und gefährden das Leben und Überleben der Arbeiterklasse.

3. Die prekäre Rolle des Geldes im Kapitalkreislauf

Während Marx zumindest zwei Situationen andeutet, in denen der Kreislauf des produktiven Kapitals misslingt, zum einen die sog. „Überproduktion“ bzw. „Unterkonsumtion“, zum anderen die Verwandlung des brachliegenden Geldkapitals in zinstragendes Kapital, sind in den Theorien der klassischen wie neoklassischen Ökonomie solche Störungen durch „Marktversagen“ ausgeschlossen. Denn ihr gerät das Spezifische des Kapitalkreislaufs, sowohl die Verwandlung des Waren- in Geldkapital (W’ – G’) als auch die Umwandlung des Geld- in produktives Kapital (G – W), auf das Marx sich konzentriert, gar nicht in den Blick[14][14]. Vielmehr regeln nach dieser Theorie die Gesetze der einfachen Warenzirkulation, Angebot und Nachfrage, den Preis der Waren: Überwiegt auf dem Markt das Angebot an produzierten Waren die Nachfrage, sinkt der Preis, bis die Waren ihre Käufer finden und die Waren vom Markt verschwunden sind. Dass freilich mit gesunkenem Preis das Warenkapital W’ sich nicht in die Geldform (G’) verwandelt und damit der Kreislauf des produktiven Kapitals gestört ist, interessiert nicht. Vielmehr beweist hier solches Geschehen nur die ‚reinigende Kraft des Marktes’. Überwiegt auf der anderen Seite, der Verwandlung des Geld- in produktives Kapital, das Angebot an Arbeitskräften die Nachfrage, so fällt nach dieser Theorie der Preis der Arbeitskraft, bis Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht sind. Dass freilich bei fallendem Preis der Lohn unter das Existenzminimum fallen kann, interessiert gleichfalls nicht. Wenigstens, so ließe sich mit Ricardo sagen, sind Tote nicht arbeitslos[15][15], sie verringern die Nachfrage.

In den (neo-)klassischen Markttheorien resultieren die Phänomene der Überproduktion wie der Arbeitslosigkeit nicht aus Dysfunktionen des Kapitalkreislaufs, sondern aus ‚Verzerrungen’ des Marktgeschehens, sei es durch Monopole, die die Warenpreise künstlich hochhalten, sei es durch Gewerkschaften, die dem freien Spiel des Markts entgegenwirken und den Preis der Arbeit künstlich hochhalten. Hier also erscheint der Markt als die Instanz, die mittels der Preisbewegungen die Reproduktion des produktiven Kapitals vermittelt. Sie abstrahieren dabei jedoch vom kapitalistischen Charakter des Marktes, d.h. von dem sich in seinen Metamorphosen und Kreisläufen verwertenden Wert.

Anders ist dies allerdings in der ökonomischen Theorie von John Maynard Keynes[16][16]. Keynes widerspricht dem Theorem der klassischen Ökonomie von der ausgleichenden Rolle des Marktes. Während in ihr das wirtschaftliche Gleichgewicht die Regel ist, ist es in Keynes’ Theorie nur ein Sonderfall, da, nach den Gesetzen des Marktes, durchaus ein Zustand möglich ist, der durch Störungen des Kreislaufs, durch wirtschaftliche Depression und Massenarbeitslosigkeit, gekennzeichnet ist.

Wie Marx betrachtet auch Keynes die Zirkulationssphäre des Markts nicht als ein autonomes Geschehen, sondern als Element des Kreislaufs des produktiven Kapitals in Gestalt des Mehrwert generierenden Produktionsprozesses. Investitionen in Produktionsanlagen und Arbeitsplätze – in Marx’ Terminologie: Kapitalvorschüsse – finden nach Keynes nur dann statt, wenn mittels der Produktion zugleich eine reale Aussicht auf Gewinn besteht. Diese Aussicht ist jedoch nur dann real, wenn der Mehrwert nicht nur in der Produktion geschaffen, sondern auf dem Markt auch realisiert wird, wenn also der geschaffene Mehrwert in Warenform sich auch tatsächlich in Geld verwandelt. Dazu aber muss das Geld als ‚Kaufkraft’ auf dem Markt vorhanden sein. Keynes verknüpft so, wie Marx, von vornherein die Reproduktion des produktiven Kapitals mit der gesamtgesellschaftlichen Warenzirkulation bzw. umgekehrt die Warenzirkulation mit dem Kreislauf des produktiven Kapitals.

Am deutlichsten wird diese Verknüpfung an Keynes’ folgender Überlegung: Zwar erscheint es dem Kapitalisten am günstigsten, wenn seine Kosten für die Produktion möglichst gering sind, da in diesem Fall der Verwertungsgrad seines Kapitals, die Rendite, hoch ist. Die Kehrseite dieses Zusammenhangs aber ist, dass im Fall geringer Löhne in der Gestalt des Einkommens der Arbeiter dann in der Zirkulation das Geld fehlt, das die produzierten Waren kauft, um das Kapital aus der Waren- in die Geldform zu verwandeln. Die Folge der nur scheinbar hohen Profitrate ist, da nun keine reale Aussicht auf Gewinn besteht, ein Rückgang der Investition und Produktion, der zum Abbau von Arbeitsplätzen und zur Arbeitslosigkeit führt, die nun ihrerseits das Einkommen verringern usw. Für Keynes bewirken geringe Löhne also Unterkonsumtion bzw. Überproduktion.

Im Unterschied zur klassischen Gleichgewichtstheorie ist nach Keynes also eine „Spirale nach unten“ und damit ein Zustand der wirtschaftlichen Depression und der Massenarbeitslosigkeit nicht nur möglich, sondern, gemäß den Gesetzen kapitalistischer Produktion, auch wahrscheinlich. Damit aber stellt sich für Keynes das Problem, dass und wie der Kreislauf des produktiven Kapitals dauerhaft gesichert werden kann.[17][17]

In Keynes’ Theorie spielt nun das Geld die entscheidende Rolle für das Ge- oder Misslingen des Kreislaufs des produktiven Kapitals. Er nennt sie deshalb „The monetary theory of production“ (1933). In ihr hat das Geld nicht nur, wie in der klassischen Theorie, die vermittelnde Funktion als Kaufmittel, das den Warenwert in die Geldform verwandelt, sowie die Rolle der „Ersparnis“, um als Investition in produktives Kapital verwandelt zu werden. Das Geld habe auch eine eigene Existenz, die Keynes im sog. „Hang zur Liquidität“ begründet sieht[18][18]. Geld wird daher nur dann in langfristige Produktionsanlagen und Arbeitsplätze angelegt, wenn der damit verbundene Liquiditätsverlust durch die reale Aussicht auf künftigen Gewinn kompensiert wird. Hinzu kommt, wie bei Marx angedeutet, dass das Geld sich mittels der Banken in zinstragendes Kapital in Gestalt von Wertpapieren verwandelt, das so dem Kreislauf des produktiven Kapitals entzogen wird und als „Geld heckendes Geld“ auf den Finanzmärkten ein spekulatives Eigenleben führt. In Keynes’ Theorie stören also der „Hang zur Liquidität“ und das sich verselbständigende Geldkapital die Kreisläufe des produktiven Kapitals und produzieren dadurch Arbeitslosigkeit.

Ob freilich Keynes’ über diese Diagnose hinausgehende Therapie des ‚Marktversagens’ durch staatliche Eingriffe in den Kreislauf mittels einer antizyklischen Fiskal- und Zinspolitik, und sein damit verbundener Begriff vom Geld als, in Maßen, vermehrbare Menge eine Lösung des gestellten Kreislaufproblems ist, oder ob sie der vergebliche Versuch ist, den Reproduktionsprozess des produktiven Kapitals und damit die dauerhafte Sicherung der Arbeitsplätze unter kapitalistischen Bedingungen zu gewährleisten, braucht uns hier nicht zu interessieren. In unserem Kontext verstehen wir Keynes’ „General Theory of Employment, Interest and Money“ als ein anspruchsvolles Unternehmen, den Zweck kapitalistischer Produktionsweise nicht nur, nach der Logik des Geldkapitals, im „Geldmachen“ zu sehen, sondern auch, nach den Erfordernissen des produktiven Kapitals, im – letztlich politisch motivierten – Bestreben, Arbeitsplätze und Vollbeschäftigung dauerhaft zu sichern. Sie setzt dem „Geldmachen“ des Rentners und Spekulanten das „Investieren“ des Unternehmers als Leitbild kapitalistischer Ökonomie entgegen.

Ziehen wir das Fazit aus dem Bisherigen, so besteht offenbar Sinn und Zweck der kapitalistischen Produktionsweise nicht allein darin, gemäß der ‚Logik’ des Geldkapitals, den Wert zu vermehren, sondern eben auch darin, gemäß der ‚Logik’ des produktiven Kapitals, die Produktionsbedingungen ständig zu reproduzieren und damit zugleich die Arbeitsplätze, die Quelle des Einkommens der Arbeiterklasse, zu erhalten und zu sichern. Dieser letztere Zweck scheint uns auf die obige Frage, warum die Arbeiterklasse die Bedingungen ihrer Ausbeutung reproduziert, eine ökonomische Antwort zu geben: die Bereitstellung und Sicherung der Arbeitsplätze als Garanten der Reproduktion ihrer Arbeitskraft wie ihres Lebens.

III. Der Kreislauf des Warenkapitals

1. Die Reproduktion der Konsumgüter

Der dritte, von Marx beschriebene Kreislauf ist der des Warenkapitals. Dieser Kreislauf beginnt mit dem Verkauf der kapitalistisch produzierten Warenmasse (W’) und endet mit der Erneuerung dieser Warenmasse. Marx’ Formel für diesen Kreislauf ist: W’ – G’ – W ... P ... W’. Dieser ist der komplexeste, weil sich in ihm zum einen unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen kreuzen und verschränken, und weil er von gegensätzlichen Motiven und Zwecken angetrieben wird.

Beginnen wir, wie schon beim produktiven Kapital, mit der Feststellung der simplen Tatsache, dass Waren als Konsumgüter verbraucht werden und deshalb laufend erneuert werden müssen. Sinn und Zweck dieses Kreislaufs ist insofern die Reproduktion der konsumierten Produkte.

Im Rahmen der kapitalistischen Produktionsweise wird diese einfache Tatsache allerdings von einer anderen ‚Logik’ überlagert und überformt. Denn in ihr haben Waren bekanntlich nicht nur einen Gebrauchswert, sondern auch einen Wert; und als Produkte des kapitalistischen Produktionsprozesses sind sie nicht nur Träger von Wert, sondern auch von Mehrwert (W’). In der einen Hinsicht also sind die Waren Dinge, die Bedürfnisse ihrer Käufer befriedigen; in der anderen Hinsicht jedoch sind sie bloß Bestandteile einer Produktenmasse, die für den Verkäufer das verwertete Kapital in Warenform darstellt. Daher findet auf Seiten des Käufers ein ganz normaler Warenkauf statt; für ihn verwandelt sich Geld in Ware (G – W). Auf Seiten des Verkäufers jedoch ist dies ein Vorgang, der ihm sein Kapital in Warenform „vergoldet“ und damit den Kreislauf seines Warenkapitals eröffnet (W’ – G’).

Was nun das Spezifische dieses Kreislaufs betrifft, so hebt Marx zwei Elemente hervor: das erste ist, dass sich hier nicht, wie in den anderen, der Wert vermehren soll, sondern dass er mit dem vermehrten Wert beginnt: „der Kreislauf des Warenkapitals eröffnet sich nicht mit dem Kapitalwert, sondern mit in Warenform vermehrtem Kapitalwert, schließt also von vornherein den Kreislauf nicht nur des in Warenform vorhandnen Kapitalwerts, sondern auch des Mehrwerts ein“ (92). Der Kreislauf des Warenkapitals ist daher auch nicht mit dem verwerteten Wert abgeschlossen wie im Kreislauf des Geldkapitals (G ... G’), und er endet auch nicht mit den erneuerten Bedingungen der Kapitalverwertung wie im Kreislauf des produktiven Kapitals (P ... P), sondern er endet mit dem verwerteten Kapital in der Warenform (W’ ... W’), das in dieser Form seinen Kreislauf erneut beginnen, sich in Geld verwandeln muss. Die zweite Besonderheit sieht Marx darin, dass das Warenkapital in seinem Kreislauf die Sphäre der Zirkulation und der Produktion umschließt, so dass der Zweck dieser Bewegung darin besteht, das Kapital in Warenform zu erneuern, d.h. in der Gestalt von solchen Gebrauchswerten, die gesamtgesellschaftlich ein vorhandenes Bedürfnis erfüllen.

Da es also die Funktion des Warenkapitals ist, sich in Geld zu verwandeln, diese Verwandlung jedoch nur geschieht, wenn zugleich ein Bedürfnis für die produzierte Warenmasse vorhanden ist[19][19], verschlingen sich hier die Metamorphosen des einzelnen Kapitalkreislaufs mit dem gesamtgesellschaftlichen Stoffwechsel, da die Waren als Gebrauchswerte in die (individuelle oder produktive) Konsumtion eingehen. Der Kreislauf des Warenkapitals ist daher der komplizierteste, weil er durch die mannigfaltigen und sich zudem wandelnden Bedürfnisse vermittelt ist.[20][20] In ihm bilden zudem die Sphären der Zirkulation und der Produktion eine Einheit, weil zum einen die Produktion der Waren als Gebrauchswerte durch ihren Bedarf auf dem Markt bestimmt ist, sie sich als nützlich erweisen müssen; weil dieser Bedarf zum anderen nicht ohne die Produktion dieser Waren befriedigt werden kann.

2. Die „Transsubstantiation“ des Waren- in das Geldkapital

Ohne diesen Verflechtungen nachzugehen, die das Warenkapital in seinem Kreislauf beschreibt, wollen wir uns hier nur auf das Eigentümliche des Warenkapitals konzentrieren. Denn während das Kapital in der Geldform sich in produktives Kapital verwandeln kann und das Kapital in produktiver Form sich verwerten soll, muss es sich in seiner Warenform in Geld verwandeln. Da das verwertete Kapital sich hier in der Gestalt des Gebrauchswerts befindet, hörte es auf, „Ware zu sein und überhaupt Gebrauchswert, wenn es zu lange in seiner Funktion als Warenkapital aufgehalten wird“ (79). Für das Warenkapital gilt daher in besonderem Maße, was Marx bildhaft von der einfachen Ware sagt: „Um aber praktisch die Wirkung eines Tauschwerts auszuüben, muss die Ware ihren natürlichen Leib abstreifen, sich aus nur vorgestelltem Geld in wirkliches Geld verwandeln, obgleich diese Transsubstantiation ihr ‚saurer’ ankommen mag als dem Hegelschen ‚Begriff’ der Übergang aus der Notwendigkeit in die Freiheit oder einem Hummer das Sprengen seiner Schale oder dem Kirchenvater Hieronymus das Abstreifen des alten Adams.“ (MEW 23, 118). Denn die als Warenkapital vorhandene Produktenmasse enthält nicht nur Wert, sondern Mehrwert; sie muss sich daher als ganze, so ‚sauer’ es ihr auch ankommen mag, aus dem vergänglichen Warenleib in die unvergängliche Geldgestalt verwandeln. Zugleich aber kann das Kapital diese Transsubstantiation nur vollziehen, wenn sich die Waren, aus denen das Kapital besteht, als gesellschaftlich nützliche Gebrauchswerte erweisen. Und es ist dieses „Müssen“, der Zwang zum Verkauf, der dem Kreislauf des Warenkapitals von Beginn an das Problematische wie Dynamische verleiht, und das sich in dem Maße verstärkt, in dem mit wachsendem Kapital sich die Produktmasse vermehrt.

Diesem „Müssen“ ist Marx, soweit ich sehe, in seiner Analyse des Warenkapitals nicht näher nachgegangen. Er führt nur an, dass „die Konsumtion des gesamten Warenprodukts als Bedingung des normalen Verlaufs des Kreislaufs vorausgesetzt“ (97) ist.[21][21] Auch hier lässt sich sagen, dass Marx aus systematisch-analytischen Gründen diese keineswegs selbstverständliche Voraussetzung gemacht hat. Nun zeigt sich allerdings in der Realität, dass mit der wachsenden Produktenmasse, in der sich das Warenkapital darstellt, eine „Zirkulationsindustrie“ aus Handelsketten und -konzerne entstanden ist, die in weiten Bereichen quantitativ gleichrangig neben die produzierende Industrie getreten ist. Und diese Zirkulationsindustrie schwillt umso mehr an, je größer die produzierte Warenmasse und damit der Druck wird, das Warenkapital in die Geldform umzusetzen, dessen Umsatz jedoch nur möglich ist, wenn gesellschaftlich das Bedürfnis nach der produzierten Warenmasse vorhanden ist. Diese Entwicklung zeigt unseres Erachtens an, dass das, was Marx in seiner Kreislaufanalyse schlicht voraussetzt, nämlich die Konsumtion des gesamten Warenprodukts, zu einem zentralen Element und Problem der kapitalistischen Produktionsweise und damit des Kapitalkreislaufs geworden ist.[22][22]

3. Die Ästhetisierung der Warenwelt

Als ein entscheidender Hebel für diese Verwandlung des Waren- in Geldkapital hat sich die Bedürfnisweckung der Konsumenten als Käufer durch die Produzenten oder Händler als Verkäufer ergeben. Sie hat über das Nützliche der Waren als Gebrauchswerte hinaus das Ästhetisch-Anziehende der Waren sowie das Innovative von neuen Produkten und Produktarten einbezogen. Waren werden nicht nur so gestaltet, dass sie ein bestimmtes Bedürfnis des Käufers erfüllen, sondern werden zugleich so präsentiert, dass sie als Elemente einer attraktiven Lebensweise erscheinen, an der die Konsumenten durch ihren Kauf teilhaben[23][23].

Diesem ästhetisch-lebensweltlichen Charakter der Waren ist Marx nicht systematisch nachgegangen. Er erwähnt zwar, dass die Ware das Geld liebt (MEW 23, 122) und sie ihm resp. seinem Besitzer deshalb ‚schöne Augen’ macht. Aber dies sind Andeutungen geblieben. An Marx anknüpfend ist dann Wolfgang Fritz Haug der „Warenästhetik“ nachgegangen. Er beschreibt sie als Verwandlung der Waren aus nützlichen Dingen in das, was er das „ästhetische Gebrauchswertversprechen“ nennt. Da der Warenverkäufer nur an der Realisierung ihres Tauschwerts interessiert sei, müsse er den Käufer, um zu kaufen, davon überzeugen, dass sie für ihn einen Gebrauchswert hat. Aus diesem Zwang zu überzeugen leitet Haug nun den ästhetischen Charakter der Ware ab: Gefördert werde, dass der Käufer sich vom Produkt einen Gebrauchswert verspricht. Mit diesem Versprechen aber löse sich das Ästhetische von der Ware selbst ab, der Schein werde wichtiger als Sein. „Was nur etwas ist, aber nicht nach ‚Sein’ aussieht, wird nicht gekauft. Was etwas zu sein scheint, wird wohl gekauft.“[24][24] Gerade weil der Gebrauchswert für den Verkäufer unwesentlich sei, investiere er in das ästhetische Gebrauchswertversprechen der Ware. Denn: „Wer die Erscheinung beherrscht, beherrscht vermittels der Sinne die faszinierten Menschen.“[25][25]

Allerdings hat Haug diese Ästhetisierung der Warenwelt aus der Struktur der einfachen Ware, ihrem Gegensatz von Gebrauchs- und Tauschwert, abgeleitet, nicht jedoch aus dem Charakter des Warenkapitals. Es erscheint daher so, als sei die treibende Kraft der Ästhetisierung das bloße „Geldmachen“ wie im Geldkapital, nicht aber der oben beschriebene „Druck“, den verwerteten Wert in Warengestalt zum Zweck der Reproduktion des Warenkapitals in die Geldform verwandeln zu müssen. Haug, so ließe sich sagen, hat hierbei die Metamorphose des Werts, nicht des Kapitals vor Augen.

Seit Haugs Analysen der Warenästhetik in den 70er Jahren ist festzustellen, dass sich das genannte Gebrauchswertversprechen mittlerweile zu einer umfassenden Symbolik fortentwickelt hat. In ihr steht nicht mehr die einzelne Ware, sondern die „Marke“ oder das „Logo“ eines Konzerns im Zentrum, an dessen Image und Strahlkraft der Käufer durch den Warenkauf partizipiert. In diesem Rahmen hat sich die Produktbewerbung weitgehend vom Gebrauchswert und auch von dessen Versprechen abgelöst und konzentriert sich auf Symbole, die ein umfassendes Lebensgefühl repräsentieren, das im Produktenkauf seinen Ausdruck findet. Es ist nicht der Turnschuh, sondern der ‚Sportsgeist’, nicht die Zigarette, sondern die ‚Freiheit’, die im Warenkauf sich realisieren.[26][26]

Dieser durch die kapitalistische Produktionsweise vermittelten Bedürfnisstruktur sind neuere psychoanalytische Ansätze nachgegangen, die sich auf die Theorien von Jacques Lacan bzw. von Gilles Deleuze und Felix Guattari beziehen. Diese Ansätze gehen allerdings nicht vom Interesse der Produzenten und Verkäufer an der „Vergoldung“ des Mehrwerts aus, sondern umgekehrt von den Bedürfnissen der Käufer, die diese Warenmasse konsumieren. In ihnen wird diese sich ständig erneuernde und erweiternde Warenwelt als eine symbolische Ordnung, als ein System von Bedeutungen interpretiert, und es wird nach den psychischen Mechanismen gefragt, die die Individuen an diese Ordnung binden. Diese Bindung wird durch das Glücksversprechen der symbolischen Ordnung erklärt. In ihr artikulieren sich zum einen die Wünsche der Individuen und werden Phantasien erzeugt, die zum anderen in und durch diese symbolische Ordnung erfüllt, zugleich aber nicht erfüllt werden. Hier erscheint eine solche „Dialektik des Begehrens“, die unstillbare und unaufhebbare Sucht der Individuen nach Genuss und Erfüllung, als treibende Kraft der kapitalistischen Produktionsweise. Was daher produziert wird und auf dem Markt erscheint, orientiert sich an denjenigen Symbolen, in denen und durch die die Individuen, als „Glücksmaschinen“, immer wieder aufs Neue ihre Bedürfnisse und Wünsche befriedigen. Die Warenwelt nimmt so den Charakter eines „Fetischs“ an, der den Individuen im Konsum scheinbar Glück verheißt. Und es ist dieser Charakter der immer nur scheinbaren Befriedigung, der die stete Verwandlung des Warenkapitals in seine Geldform garantiert.

Und in der Tat, diese Theorien folgen der inneren ‚Logik’ des Warenkapitals insofern, als es das Ziel dieses Kreislaufs ist, das Kapital ständig in der Warenform zu erneuern, der die Metamorphosen, die das Kapital durchläuft, untergeordnet sind. Nach dieser ‚Logik’ erscheint es so, als bestehe Sinn und Zweck der kapitalistischen Produktionsweise darin, die Bedingungen zu schaffen, um die sich qualitativ und quantitativ wachsenden Bedürfnisse immer wieder aufs Neue zu befriedigen. Fixiert man diese Figur des Kreislaufs, schreibt Marx, dann scheinen alle Elemente der Konsumtion, „aus der Warenzirkulation herzukommen und nur aus Waren zu bestehen.“ (103) Der wachsende Reichtum der Gesellschaften, in denen die kapitalistische Produktionsweise herrscht, stellt sich hier nicht in der abstrakten Gestalt des Geldes dar, wie im Kreislauf des Geldkapitals, oder im Produktivitätsgrad, wie in dem des produktiven Kapitals, sondern in der Tat so, womit Marx das „Kapital“ beginnt, als eine „ungeheure Warensammlung“ (MEW 23, 49). Hier präsentiert sich das Kapital in seinem Kreislauf nicht als „Geld heckendes Geld“ und auch nicht als produktive, „unternehmerische“ Kraft, sondern in der glitzernden Gestalt der Warenpaläste und shopping malls.

Kehren wir abschließend zur anfänglichen Frage zurück, warum die Arbeiterklasse beständig die Bedingungen schafft, unter denen ihre Arbeit exploitiert wird, so kann die Analyse des Warenkapitals in seinem Kreislauf eine weitere ökonomisch begründete Antwort geben. Denn hier zeigt sich die kapitalistische Produktionsweise nicht, wie im Fall des Geldkapitals, als System der Bereicherung und der Ausbeutung und auch nicht als Garant der Arbeitsplätze, wie im Fall des produktiven Kapitals, sondern als eine ‚Maschine’, deren Produkt die ständige Reproduktion der ‚Glücksgüter’ ist, und die die Individuen deshalb an sie bindet.

IV. Zusammenfassung

Betrachtet man die – von Marx nicht abgeschlossene – Theorie der drei Kapitalkreisläufe nicht als eine letztlich formelle Spielerei, sondern nimmt die objektiven Unterschiede und die reale Bestimmtheit dieser Kreisläufe in den Blick, so zeigt sich, dass die kapitalistische Reproduktionsweise die genannten Funktionen nicht nur integriert, sondern sich auch, gleichsam chamäleonhaft, in je anderer Gestalt präsentiert.

Konzentriert man sich auf den Kreislauf des Geldkapitals, so erscheint das „Geldmachen“ bzw. die Ausbeutung der Arbeit durch das Kapital das Wesen dieser Produktionsweise zu sein. Sie garantiert den einen wachsenden individuellen Reichtum und gibt den anderen Anlass zur Kritik der Ungerechtigkeit dieses Systems. Man abstrahiert damit aber von den beiden anderen Funktionen. Hebt man hingegen den Kreislauf des produktiven Kapitals hervor, so scheint dieselbe Produktionsweise vom Streben beseelt zu sein, die Produktivität der Produktion zu steigern und mit ihr die soziale Frage der Vollbeschäftigung zu lösen; einem Streben, dessen Gelingen man skeptisch oder zuversichtlich beurteilen mag. Man abstrahiert gleichfalls von den anderen Funktionen. Nimmt man schließlich den Kreislauf des Warenkapitals in den Blick, so präsentiert sich diese Produktionsweise als Welt des schönen Scheins, in der es darum geht, die wachsende Vielfalt der Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen, seien es – je nach Standpunkt – die wahren oder die falschen. Man abstrahiert so ebenfalls von den beiden anderen Kreisläufen.

Die Konsequenz, die sich aus der Analyse dieser realen Unterschiede ergibt, kann nicht sein, in unfruchtbarer Weise die eine der genannten Dimensionen gegen die anderen auszuspielen, um in ihr das „Wesen“ der kapitalistischen Produktionsweise festzumachen. Vielmehr muss es darum gehen, die Mehrdimensionalität des Kapitals zu begreifen, d.h. in den fixierten Unterschieden zugleich die Einheit sowie umgekehrt die notwendige Unterscheidung dieser Einheit zu erfassen. Ein und dieselbe Produktionsweise umfasst das Ökonomische im Sinne der Nutzen- und Gewinnmaximierung des homo oeconomicus, das Produktive und das Soziale im Kontext einer politischen Ökonomie sowie die psychologische Dimension der Bedürfnisbefriedigung und des Genusses. Dem Kreislauf des Kapitals entspringen, wie gezeigt, nicht nur formelle Unterschiede, sondern in Gestalt des Geld-, produktiven und Warenkapitals auch reale Unterschiede und mit ihnen, wie in Ansätzen gezeigt, unterschiedliche Perzeptionen und theoretische Konzeptionen dessen, was mit dem Wort „Kapitalismus“ – positiv wie negativ – gemeint ist.

[1][27] Wenn nicht anders vermerkt, wird zitiert nach: Marx-Engels-Werke (MEW), Band 24: Der Zirkulationsprozess des Kapitals, Berlin 1971.

[2][28] Siehe: Karl Marx, Manuskripte zum zweiten Buch des „Kapitals“ 1868-1881. In: Marx/Engels-Gesamtausgabe (MEGA), II. Abt., 11. Band, Berlin 2008. – In der „Einleitung“ schreiben die Herausgeber: „Marx verfügte bis 1876 über drei Entwürfe eines Kapitels zum Kapitalkreislauf, enthalten in den Manuskripten I, II und IV. Mit dem „Urtext“ von Manuskript V fügte er Ende 1876/Anfang 1877 eine vierte Fassung hinzu, die er im Frühjahr 1877, nachdem er das Material „Zu benutzende Textstellen . . .“ zusammengestellt hatte, noch um zahlreiche Passagen aus den früheren Entwürfen anreicherte. (Siehe S. 1367–1370.) Auch die Manuskripte VI und VII von 1877/1878 galten den Fragen des Kapitalkreislaufs im ersten Abschnitt.“ (863) – Und an anderer Stelle: „Kurz nach dem Tod seiner Frau Jenny schrieb er [Marx] seiner Tochter Jenny Longuet am 7. Dezember 1881: ‚I wanted indeed to apply all my time − as soon as I should feel myself able again − exclusively to the finishing of the 2nd volume.’ Als Marx am 13. Dezember 1881 Nikolaj Francevič Daniel’son dasselbe mitteilte, ergänzte er bezüglich des zweiten Bandes: ‚I have now the additional interest to have it ready in order to inscribe in it a dedication to my wife.’ Ohne sich diesen Wunsch erfüllen zu können, starb er am 14. März 1883.“ (851)

[3][29] Wenn Marx von diesem Unterschied der Zwecke (weitgehend) abstrahiert und ihn als einen der bloßen Form betrachtet, so folgt er seinem Plan, hier, am Beginn des II. Bandes, nur den Kreisläufen eines industriellen Einzelkapitals nachzugehen (siehe: MEGA II, 11, a.a.O., 852 f.). Dies schließt jedoch keineswegs aus, dass die Bewegungen und Metamorphosen jeweils unterschiedlichen Zwecken folgen und daher in der Realität, wie gezeigt werden soll, auch auseinander treten können und als solche unterschiedliche Auffassungen vom ‚Wesen’ des Kapitals begründen.

[4][30] Allerdings hat Marx diesen Zweck nur für das Geldkapital klar formuliert: „Eben weil die Geldgestalt des Werts seine selbständige, handgreifliche Erscheinungsform ist, drückt die Zirkulationsform G ... G’ (...) das treibende Motiv der kapitalistischen Produktion, am handgreiflichsten aus.“ (62). – Für das produktive Kapital erwähnt Marx nur, dass es die Form sei, „worin die klassische Ökonomie den Kreislaufprozeß des industriellen Kapitals betrachtet“ (90). Deren Credo allerdings sei, wie es in Kap. II, Manuskripte 68-81, 39 heißt, die „Produktion um der Produktion willen: Diese Formel, welche die Despotie des Produktionsprozesses über den Menschen ausdrückt, beherrscht die klassische Oekonomie in ihren besten Repräsentanten, namentlich Ricardo.“ Er fügt hinzu: „Sie ist historisch berechtigt, weil es die historische Aufgabe der kapitalistischen Periode, rücksichtslos gegen Menschen u. Dinge, die materiellen Faktoren u. die gesellschaftliche Combination des Produktionsprozesses treibhausmässig bis zu dem Punkt zu reifen, wo der Produktionsprozeß unter die planmässige gesellschaftliche Controlle des Menschen gebracht u. von ihm beherrscht werden kann. Die klassische Politische Oekonomie jedoch verschwindelt eine vorübergehende historische Form des Produktionsprozesses in seine ewige Naturform.“ – Und für den Kreislauf des Warenkapitals schließlich führt Marx das „Tableau économique Quesnays“ (103) an, das die Reproduktion des (jährlichen) Gesamtprodukts betrachtet, ohne diese Reproduktion jedoch ausdrücklich als Zweck der Bewegung zu charakterisieren.

[5][31] MEW 25, 405: „Im zinstragenden Kapital ist daher dieser automatische Fetisch rein herausgearbeitet, der sich selbst verwertende Wert, Geld heckendes Geld, und trägt es in dieser Form keine Narben seiner Entstehung mehr.“

[6][32] Eine naiv-erfrischende Vision dieses „Schwindels“ beherrschte offenbar bis in die jüngste Zeit die Köpfe US-amerikanischer Ökonomen: „So wollte etwa der Ökonom und spätere Wirtschaftsberater des Präsidentschaftskandidaten John McCain, Kevin Hassett, in einem skurrilen Beweisverfahren demonstrieren, dass sich auf den amerikanischen Finanzmärkten des zwanzigsten Jahrhunderts keine Weltkriege und keine Wirtschaftskrisen, keine Deportationen und Massenmorde, keine Korea- und Vietnamkriege, sondern einzig und allein steigende Renditen ereigneten und dass auch in Zukunft nichts als stetig steigende Erträge zu erwarten sind.“ (J. Vogl, Das Gespenst des Kapitals, Zürich 2011, 113)

[7][33] Für die „Vulgärökonomie“, wie Marx sie nennt, „ist natürlich diese Form ein gefundnes Fressen, eine Form, worin die Quelle des Profits nicht mehr erkenntlich und worin das Resultat des kapitalistischen Produktionsprozesses – getrennt von dem Prozess – ein selbständiges Dasein erhält“ (MEW 25, 406)

[8][34] Von diesem Typus moralischer Kritik zehren viele der Bücher, die anlässlich der letzten Finanzkrise zur „Ethik der Banken“ erschienen sind: Jörg Hübner: „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon!“. Grundsatzüberlegungen zu einer Ethik der Finanzmärkte, Stuttgart 2009. – Peter Koslowski: Ethik der Banken: Folgerungen aus der Finanzkrise, Paderborn 2009. – Wie ein Riss in einer hohen Mauer: Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland zur globalen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise, Hannover 2009. – Susanne Schmidt: Markt ohne Moral: das Versagen der internationalen Finanzelite, München 2010. – Friedrich Thießen: Opportunismus und Finanzmärkte: Ursachen und Konsequenzen, Wiesbaden 2011. – Werner Lachmann, Reinhard Haupt, Karl Farmer (Hg): Die Krise der Weltwirtschaft: zurück zur sozialen Marktwirtschaft und die ethischen Herausforderungen auf dem Weg dahin, Berlin 2011. – Johannes Wallacher, Matthias Rugel (Hg): Die globale Finanzkrise als ethische Herausforderung, Stuttgart 2011. – Sven Grzebeta: Ethik und Ästhetik der Börse, Paderborn/München 2014.

[9][35] Ausgangspunkt dieser Erklärungsmuster war Georg Lukács’ „Geschichte und Klassenbewußtsein“ (Amsterdam 1967). Zunächst, konstatiert Lukács, erscheint das Proletariat „als Produkt der kapitalistischen Gesellschaftsordnung. Seine Daseinsformen ... sind so beschaffen, dass die Verdinglichung sich in ihnen am prägnantesten und penetrantesten, die tiefste Entmenschlichung hervorbringend, äußern muss.“ Er fährt fort: „Das verhindert aber nicht, dass die spezifischen Vermittlungskategorien, durch welche beide Klassen [Bourgeoisie und Proletariat] diese Unmittelbarkeit ins Bewusstsein heben, durch welche die bloß unmittelbare Wirklichkeit für beide zur eigentlichen objektiven Wirklichkeit wird, infolge der verschiedenen Lage der beiden Klassen in ‚demselben’ Wirtschaftsprozess, grundverschieden sein müssen.“ (165 f.) Damit wird das „Klassenbewusstsein“ zur entscheidenden Kategorie.

[10][36] Näheres siehe: Das Kapital, 1. Band (MEW 23), 5. Kapitel, 2: Der Verwertungsprozess.

[11][37] G – A = A – G: „Von der Zirkulation des Arbeiters A – G – W, welche seine Konsumtion einschließt, fällt nur das erste Glied als Resultat von G – A in den Kreislauf des Kapitals. Der zweite Akt, nämlich G – W, fällt nicht in die Zirkulation des individuellen Kapitals, obgleich sie aus derselben hervorgeht. Das beständige Dasein der Arbeiterklasse ist aber für die Kapitalistenklasse nötig, daher auch die durch G – W vermittelte Konsumtion des Arbeiters.“ (80)

[12][38] „Die allgemeine Zirkulation umfasst ebenso sehr die Verschlingung der Kreisläufe der verschiednen selbständigen Bruchstücke des gesellschaftlichen Kapitals, d.h. die Gesamtheit der einzelnen Kapitale, wie die Zirkulation der nicht als Kapital auf den Markt geworfnen, beziehungsweise der in die individuelle Konsumtion eingehenden Werte.“ (75)

[13][39] Marx nennt zwei mögliche Gründe, die der Verwandlung entgegenstehen: „In Geldform kann es [das Kapital] länger ausharren als in der vergänglichen Warenform. Es hört nicht auf, Geld zu sein, wenn es nicht als Geldkapital fungiert; es hört aber auf Ware zu sein und überhaupt Gebrauchswert, wenn es zu lange in seiner Funktion als Warenkapital aufgehalten wird. Zweitens ist es in Geldform fähig, statt seiner ursprünglichen produktiven Kapitalform eine andre anzunehmen, während es als W’ überhaupt nicht vom Platze kommt.“ (79)

[14][40] Marx bemerkt dazu: „Die allgemeine Form der Bewegung, P ... P, ist die Form der Reproduktion und zeigt nicht, wie G ... G’, die Verwertung als Zweck des Prozesses an. Sie macht es deshalb der klassischen Ökonomie umso leichter, von der bestimmten kapitalistischen Form des Produktionsprozesses abzusehn und die Produktion als solche als Zweck des Prozesses darzustellen, so dass möglichst viel und wohlfeil zu produzieren und das Produkt gegen möglichst vielseitige andre Produkte auszutauschen sei, teils zur Erneuerung der Produktion (G – W), teils zur Konsumtion (g-w). Wobei denn, da G und g hier nur als verschwindende Zirkulationsmittel erscheinen, die Eigentümlichkeiten sowohl des Geldes wie des Geldkapitals übersehn werden können, und der ganze Prozess einfach und natürlich erscheint, d.h. die Natürlichkeit des flachen Rationalismus besitzt.“ (96)

[15][41] Nach Ricardos „ehernem Lohngesetz“ ist das Gleichgewicht auch dann erreicht, wenn die Arbeiter weniger erhalten als den existenzsichernden Lohn. Sie sterben dann nämlich, und Tote drängen nun mal nicht auf den Arbeitsmarkt.

[16][42] „Während die Arbeiter sich gewöhnlich einer Kürzung der Geldlöhne widersetzen, pflegen sie die Arbeit nicht bei jedem Steigen der Preise der Lohngüter niederzulegen ... die Erfahrung lehrt uns, dass dies das Verhalten der Arbeiter ist.“ (Allgemeine Theorie ..., Berlin 1955, 8.)

[17][43] Keynes sieht darin eine Überlebensfrage des Kapitalismus. Er sieht die Gefahr, dass der produzierte Mehrwert der Kapitalisten nicht mehr in produktives Kapital verwandelt wird, sondern für Konsum und Luxus verschwendet wird: „the capitalist classes, no longer confident of the future, may seek to enjoy more fully their liberties of consumption so long as they last, und thus precipitate the hour of their confiscation.“ (J. M. Keynes: The Economic Consequences of the Peace [1919], 165).

[18][44] Keynes „Hang zur Liquidität“ stimmt im Wesentlichen mit dem überein, was Marx vom „Schatzbildner“ sagt: „Ware wird verkauft, nicht um Ware zu kaufen, sondern um Warenform durch Geldform zu ersetzen. Aus bloßer Vermittlung des Stoffwechsels wird dieser Formwechsel zum Selbstzweck ... Das Geld versteinert zum Schatz, und der Warenverkäufer wird Schatzbildner.“ (MEW 23, 144). Wenn Marx das Bild der Versteinerung, Keynes hingegen das Bild der Flüssigkeit verwendet, so widerspricht sich dies nicht. Denn diese „Versteinerung zum Schatz“ bedeutet ja dessen „Liquidität“: es ist, in Marx’ Worten, „allgemeiner Repräsentant des stofflichen Reichtums, weil in jede Ware unmittelbar umsetzbar“ (ebd., 147).

[19][45] Marx schreibt: „Um [das Geld] herauszuziehn, muss die Ware vor allem Gebrauchswert für den Geldbesitzer sein, die auf sie verausgabte Arbeit also in gesellschaftlich nützlicher Form verausgabt sein oder sich als Glied der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit bewähren“ (MEW 23, 121).

[20][46] „Wird diese Figur daher in ihrer Eigentümlichkeit aufgefasst, so genügt es nicht mehr, sich dabei zu beruhigen, dass die Metamorphosen W’ – G’ und G – W einerseits funktionell bestimmte Abschnitte in der Metamorphose des Kapitals sind, andrerseits Glieder der allgemeinen Warenzirkulation. Es wird notwendig, die Verschlingungen der Metamorphosen eines industriellen Kapitals mit denen andrer individuellen Kapitale und mit dem für den individuellen Konsum bestimmten Teil des Gesamtprodukts klarzulegen“ (102).

[21][47] Allerdings findet sich in den Manuskripten eine Passage, die unserer Deutung entspricht: „ ... daß die Transsubstantiation der Waare in Geld für den individuellen Waarenverkäufer ein mißlicher Prozeß voller Risiko ist. Für den Kapitalisten, der Massen producirt, also auch Massen zu verkaufen hat, wächst mit der Stufenleiter der Operation ihr Risiko. Hätte er nicht vorher das Mehrprodukt einer Arbeiterarmee angeeignet, so hätte er es nicht nachher zu verkaufen. Er erklärt sich umgekehrt die Aneignung des fremden Arbeitsprodukts aus den Mühen seines Verkaufs. Bill Sykes, der die Waare nicht producirt, sondern stiehlt, weiß noch beredter vom Risiko ihres Verkaufs zu reden.“ (Manuskripte 1868-81, 9).

[22][48] Vgl. Karl Georg Zinn: Sättigung oder zwei Grenzen des Wachstums. In: Le monde diplomatique, Berlin, 10.7.2009.

[23][49] Vgl. Ursula Huws: „Ihre Neuheit, Modernität und Bequemlichkeit sowie das Gefühl, über Luxusgüter verfügen zu können, die vormals Reichen vorbehalten waren, hatten eine geradezu unwiderstehliche Anziehungskraft. Die Menschen, die sich den neuen Produkten verweigerten, erschienen altmodisch, technisch unfähig, konservativ oder gar maschinenstürmerisch und fanden sehr schnell heraus, dass viele Aspekte des sozialen und wirtschaftlichen Lebens zunehmend auf der Annahme beruhten, dass ein jeder diese neuen Produkte besaß und beherrschte.“ (Widersprüche der digitalen Ökonomie. Informationskapitalismus und Kybertariat. In: Z 103, September 2015, 15 f.)

[24][50] Wolfgang Fritz Haug, Kritik der Warenästhetik, Frankfurt/Main 1972, 17.

[25][51] Ebd.

[26][52] Vgl. Naomi Klein: No Logo. Der Kampf der Global Players um die Marktmacht, München 2001.

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